Alain Müllerʼs Rücktritt mit vielen Emotionen

Geschrieben von Schwingklub Wiggertal

Alain Müller, der in Willisau wohnhafte Eidgenosse blickt im Gespräch mit Hans Schnider auf ein Vierteljahrhundert aktiven Schwingsport zurück. Mit vielen Emotionen und einem hoffnungsvollen Blick nach vorne.

Hans Schnider: Alain Müller, weshalb erfolgt Ihr Rücktritt vom aktiven Schwingsport unmittelbar vor dem Saisonhöhepunkt, dem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Estavayer?
Alain Müller: Leider macht der Körper nicht mehr mit. Nachdem ich im November mit einem speziellen Aufbautraining gut starten konnte, war ich in der folgenden Zeit mehr bei Ärzten und Physiotherapeuten als im Schwingkeller. Dadurch konnte ich nie richtig ins Wettkampfgeschehen eingreifen. Eine Selektion für das Eidg. Schwing- und Älplerfest in Estavayer war somit nicht möglich. Diese Teilnahme habe ich mir zum Abschluss meiner Karriere gewünscht.

Wie gehen Sie damit um?
Natürlich ist es nicht einfach, auf diese Art und Weise meine Karriere als Schwinger so abzuschliessen. Ich habe aber gelernt, mit solchen Situation umzugehen. Das ist sicher eine Fähigkeit, die ich mir im Laufe der Jahre angeeignet habe.

Sie durften in Ihrer Karriere grosse Erfolge feiern. Welche waren für Sie herausragend?
Sicher ist der Gewinn des Eidgenössischen Kranzes 2004 in Luzern der grösste Erfolg. Das Prädikat „Eidgenosse“ hat in Schwingerkreisen einen sehr hohen Stellenwert. Für mich ist auch wichtig, dass ich an allen vier eidgenössischen Schwingfesten jeweils um den Kranz kämpfen konnte.
Die zwei Bergkränze, die Leistung am Unspunnen-Schwinget 2011 sowie die 15 Siege an Regionalschwingfesten sind für mich ebenfalls wertvolle Resultate. Insgesamt konnte ich 28 Kränze erkämpfen.

Was brachte Ihnen der Schwingsport?
Für mich war der Schwingsport eine sehr gute Lebensschule. Neben Siegen musste ich auch Niederlagen einstecken. Diese zu verarbeiten und sich wieder für neue Zielen zu motivieren, war immer wieder eine Herausforderung. Auch Verletzungen mussten überwunden werden. Umfallen ist keine Schande, liegenbleiben dagegen schon!

Wie kamen sie zum Schwingen?
Mein Onkel Guido hatte im Willisauer Bote gelesen, dass der Schwingklub Wiggertal einen Abschlussschwinget durchführt und alle willkommen sind. So nahm ich an diesem Anlass teil und war sofort vom Schwingen fasziniert. Schon bei der nächsten Gelegenheit besuchte ich das erste Training, dem noch unzählige folgen sollten.

Was war für Ihre erfolgreiche Karriere massgebend?
Mein Wille und die stetige Motivation, mit harten Trainings besser zu werden, war eine wichtige Grundlage für meine Erfolge. Das gute Umfeld, das ich im Schwingklub Wiggertal hatte, war sicher ebenfalls mitentscheidend. Jürg Rölli, Ruedi Stadelmann und Daniel Hüsler, um nur einige zu nennen, forderten mich auch im Training zu Höchstleistungen heraus. Mit guten Tipps und Tricks wurde ebenfalls nicht gespart. Die langjährige Trainingsgemeinschaft mit Mario und Guido Thürig, sowie meinem Kumpel, und bis am Schluss Trainingspartner, Christoph Bieri, war ein weiteres Teilchen im Mosaik.
Ein gutes Umfeld war für mich sehr wichtig. So konnte ich immer auf die Unterstützung meiner Eltern, Wisi und Lydia, meines Bruder Patrick sowie meiner Frau Judith zählen. Die Klubkameraden Philipp Scheidegger und Martin Suppiger waren neben dem Physiotherapeuten Josef Kurmann ebenfalls wichtige Bezugspersonen.

Wie sieht Ihre Zukunft aus?
Sicher werde ich mein Amt als Technischer Leiter des Schwingklubs Wiggertal bis Ende des laufenden Jahres weiterführen. Dann möchte ich nach 25 Jahren Schwingen etwas Abstand gewinnen. Meine Familie, mit unserer acht Monate alten Tochter Lynn, soll mehr in den Lebensmittelpunkt rücken. Eine Rückkehr mit einem Engagement im Klub, will ich sicher nicht ausschliessen.
Warum soll ein Junger den Schwingsport wählen?
Das Schwingen ist in körperlicher und mentaler Hinsicht eine grosse Herausforderung. Die gute Kameradschaft und die Geselligkeit sind im Schwingsport keine leeren Worte. Auf dem Schwingplatz gibt es keine Standesunterschiede. Jeder Schwinger kann gesunde, positive Erfahrungen für sein Leben mitnehmen