Während fast zehn Tagen steht Interlaken im Zeichen des Unspunnen Festes 2017. Dieses Fest dauert vom 26. Bis 28. August und ist der Pflege des Schweizer Brauchtums gewidmet. Der Unspunnen-Schwinget vom letzten Sonntag war der vorweggenommene Höhepunkt.
Die Schwingerfans sind Frühaufsteher. Die Anreise an ein Schwingfest erfolgt jeweils zeitig. Dies war auch am Unspunnen-Schwinget nicht anders. Schon ab halbsechs Uhr entstanden vom Brünig her Richtung Interlaken teilweise Kolonnen. Dank den grosszügigen Platzverhältnisse, unter anderem auf dem Flugplatzareal, konnten die Autos aber zügig eingewiesen werden und die Zuschauer waren rechtzeitig vor Ort.
In der Festarena entwickelte sich bereits eine Stunde vor Wettkampfbeginn die spezielle Schwingfeststimmung. Nach dem Einmarsch der Schwinger sorgte die Landeshymne für das erste Hühnerhautfeeling. In der Arena fanden sich letztendlich 15800 Zuschauer ein. Viele Zaungäste verfolgten die Kämpfe auf Grossbildschirmen rund um das Stadion.
Um Punkt acht Uhr eröffnete der langjährige Speaker, Dagobert Cahannes, mit seinen legendären Worten „Manne a d’Arbet“ zum letzten Mal nach 25 Jahren, den Wettkampf und die ersten Schwinger traten ins Sägemehl. Weil nur die aktuell 120 besten Schwinger des Landes teilnehmen können, waren von Beginn weg hochkarätige Kämpfe zu sehen.
Mitten in diesem illustren Kreis konnte der Kottwiler Michael Müller mitschwingen. Michi war von der Ambiance ebenfalls stark beeindruckt.
«Hier in Interlaken am Unspunnen-Schwinget mit den besten Schwingern gemeinsam antreten zu können, ist für mich ein einmaliges Erlebnis. Mir ist bewusst, dass nicht sehr viele Schwinger dieses Privileg haben» gab der sichtlich beeindruckte Wiggertaler zu Protokoll.
Leider machte sich nach gutem Beginn eine auf dem Brünig erlittene Rippenverletzung bemerkbar. So konnte er nicht mehr sein ganzes Leistungsvermögen abrufen und musste den Wettkampf nach dem fünften Gang abbrechen.
Trotzdem konnte Müller dem Fest positive Momente abgewinnen. „Im ersten und zweiten Gang konnte ich meine Leistung abrufen. Gegen den nachmaligen Schlussgangteilnehmer Curdin Orlik verlor ich nach einem sehr guten Kampf erst am Schluss wegen einer Unachtsamkeit. Die Verletzung verhinderte eine Topleistung in diesem Klassefeld“.
Ein tolles Erlebnis war für Michi auch die Kameradschaft im Innerschweizer Team. Die Kollegen unterstützten sich gegenseitig und halfen einander so weit wie möglich.
Auf die Zukunft angesprochen meint Michael Müller: «Ich bin überzeugt, dass mich solche Wettkämpfe weiterbringen. Sie zeigen mir, wie ich mich weiter entwickeln und in Topverfassung mit den Besten mithalten kann».
Ins gleiche Horn stösst der in Ettiswil wohnhafte Rottaler Reto Gloggner. Auch für ihn war es die erste Teilnahme an diesem traditionsreichen Fest. „Ich bin stolz, dass ich mich für dieses Fest qualifizieren konnte. Solche Momente entschädigen für den grossen Aufwand, der im Training geleistet werden muss. Sie geben auch Motivation für die Zukunft“ resümierte ein zufriedener Gloggner.
Star neben dem Sieger Christian Stucki war der zwanzigjährige Entlebucher Joel Wicki. Böse Zungen behaupteten sogar, Joel hätte alle sechs Gänge gewonnen. Ganz abwegig war die Ansicht nicht, hatten doch viele Zuschauer den ersten Gegner von Wicki, der ehemalige Schwingerkönig Kilian Wenger, auf dem Rücken gesehen. Mit Armon Orlik und Micheal Bless besiegte Joel im Ausstich zwei hochkarätige Gegner. Mit dem zweiten Rang hinter Stucki bestätigte Wicki sein riesiges Potential.