Am "Kilchberger" hingen die Trauben hoch

Geschrieben von Schwingklub Wiggertal - Hans Schnider

Der 17. Kilchberger Schwinget am vergangenen Samstag brachte gleich drei Festsieger hervor. Neben Schlussgangsieger Samuel Giger durften sich auch Damian Ott und Fabian Staudenmann feiern lassen. Die Innerschweizer dagegen kamen bös unter die Räder. Joel Wicki klassierte sich als Bester von ihnen im geteilten 4. Rang.

Das wunderbar über dem Zürichsee gelegene Stockergut in Kilchberg bot am vergangenen Samstag die perfekte Kulisse für die mit Spannung erwartete 17. Austragung des Kilchberger Schwingets. Das ideale Wetter trug das Seine zum guten Gelingen des Traditionsanlasses bei. 6000 begeisterte Zuschauer erlebten ein bestens organisiertes Fest. So traten die 60 besten Schwinger des Jahres zum absoluten Saisonhöhepunkt an. Gesucht war der Nachfolger von Matthias Sempach, der 2014 die bisher letzte Austragung des Kilchberger Schwingets für sich entschieden hatte. Früh war offensichtlich, wo die Zuschauer der fünf Teilverbände Platz genommen hatten. Lautstark feuerten sie ihre Schwinger an. Wie es sich gehört, wurden aber auch gute Aktionen und gewonnene Gänge von allen Anwesenden fair mit Applaus bedacht.

Typischer Wettkampfverlauf

Um sich für den Kilchberger Schwinget zu qualifizieren, waren in der zu Ende gehenden Saison vier bis fünf Kranzgewinne gefordert gewesen. Damit war ein hohes Niveau garantiert. Und die Zuschauer bekamen während des ganzen Tages ohne Ausnahme Spitzenpaarungen zu sehen. Dies hatte zur Folge, dass sich kein Schwinger entscheidend absetzen konnte und Samuel Giger und Kilian Wenger trotz zwei gestellten Gängen den Schlussgang erreichten. Die Dichte an hochstehenden Kämpfen machte sich bei einigen Schwingern bemerkbar. In den letzten Begegnungen schienen die Kraftreserven teilweise aufgebraucht. Der mit Spannung erwartete Spitzenkampf des 1. Ganges zwischen dem Saisondominator Samuel Giger und seinem stärksten Konkurrenten, dem Erstgekrönten vom Eidgenössischen Schwing-und Älplerfest 2019 in Zug, Joel Wicki, endete nach beidseitigen Möglichkeiten mit Vorteilen für Giger gestellt. Die Entscheidung im Kampf um den Tagessieg zuungunsten von Wicki fiel im vierten Gang. Der Sörenberger konnte die Verteidigung des Berners Bernhard Kämpf nicht durchbrechen und verlor am Schluss etwas unglücklich auf einen Münger-Spezial. Giger konnte gegen Lukas Renfer zwar ebenfalls nicht gewinnen, mit der Note 9 (wie schon im 1. Gang) war er aber noch nicht gänzlich aus dem Rennen für den Schlussgang. Die Maximalnote gegen Dominik Roth im fünften Gang brachte den diesjährigen siebenfachen Kranzfestsieger in Lauerstellung.

Grosser Zusammenschluss an der Spitze

Tatsächlich kam es im 5. Gang an der Ranglistenspitze zum grossen Zusammenrücken. Verschiedene Anwärter auf den Schlussgang, wie etwa Kilian Wenger (gegen Christian Schuler) oder Samir Leupi (gegen Bernhard Kämpf), mussten einen Gestellten hinnehmen und damit die Gegner aufrücken lassen. So lagen nach dem 5. Gang nicht weniger als fünf Schwinger mit der gleichen Punktzahl an der Spitze. Damian Ott, Samuel Giger, Bernhard Kämpf, Fabian Staudenmann und Kilian Wenger durften sich allesamt Hoffnungen auf die Endausmarchung machen. Die Männer vom Einteilungsbüro hatten nun die heikle Aufgabe, die richtige Wahl für den Schlussgang zu treffen. Sie entschieden sich für das Duell zwischen Samuel Giger und Kilian Wenger.

Bevor es aber zum krönenden Abschluss des Tages kam, vermochten der St. Galler Damian Ott und der Berner Fabian Staudenmann ihren 6. Gang mit der Maximalnote zu gewinnen. Damit standen sie als Co-Festsieger bereits vor dem Schlussgang fest. Die Frage war nun noch, würde sich ein dritter Festsieger dazugesellen? Der Schlussgang lieferte die rasche Antwort. Nach einem ersten gefährlichen Angriff mittels Kurz von Schwingerkönig Kilian Wenger griff der Ostschweizer Giger seinerseits mit Kurz an und konnte seinen Kontrahenten am Boden zum Resultat überdrücken. Damit setzte sich der 23-jährige Modelathlet aus dem Kanton Thurgau auf Rang 1.a an die Ranglistenspitze. Ott und Staudenmann durften sich punktgleich mit Giger aber ebenfalls als Sieger des prestigeträchtigen Kilchberger Schwingets feiern lassen.

Innerschweizer schwer geschlagen

Die Vertreter des Innerschweizer Schwingerverbands (ISV) waren bereits dezimiert und teilweise angeschlagen an den Saisonhöhepunkt gereist. Nach drei Gängen und dem verletzungsbedingten Ausfall des Buttisholzers Sven Schurtenberger ruhten die Hoffnungen der Innerschweizer nur noch auf Joel Wicki und Christian Schuler. Beide konnten sich letztlich nicht für den Schlussgang in Stellung bringen. Als bestklassierter Innerschweizer schaffte es Wicki auf den geteilten 4. Rang, Schuler musste sich nach einer Niederlage zum Abschluss gegen Florian Gnägi mit Rang 8 begnügen.

Kein Exploit für die Wiggertaler

Furios zu seinem ersten Kilchberger Schwinget gestartet war ISAF-Sieger Joel Ambühl aus Hergiswil. Nach dem Auftaktsieg gegen das Berner Talent Adrian Walther legte er gleich nach und gewann auch gegen den Berner Eidgenossen Curdin Orlik. Den wegweisenden 3. Gang gegen Schwingerkönig Kilian Wenger verlor Ambühl dann auf einen Kurzzug. Danach war beim 23-Jährigen etwas die Luft draussen. Nach der Niederlage gegen den Seeländer Florian Gnägi fand er auch gegen den baumlangen Severin Schwander kein Rezept und stellte. Die abschliessende Niederlage gegen Ruedi Roschi verhinderte einen versöhnlichen Abschluss. «Gegen Ende des Wettkampfes war ich ausgelaugt. Die intensive Saison und der lange und harte Wettkampftag gegen hochwertige Gegner zehrten an der Substanz. Ich bin froh, dass ich jetzt eine Pause machen und dann mit einem Neuaufbau beginnen kann», resümierte Joel Ambühl seinen Einsatz am Kilchberger Schwinget. Der zweite Vertreter des SK Wiggertal beim Saisonhöhepunkt, Werner Suppiger, war mit seiner Leistung zufrieden, obwohl er keinen seiner vier Gänge gewinnen konnte. Nach einem Gestellten gegen Roman Schnurrenberger wurden ihm zwei Eidgenossen zugeteilt. Doch weder von Roger Rychen noch von Christian Gerber liess sich der Turnerschwinger bezwingen. Der vierte Kampf gegen den ebenfalls als Ringerspezialist unter den Schwingern bekannten Jeremy Vollenweider war dann der letzte Einsatz für Werner Suppiger in dieser Saison. Mit vier Gestellten verpasste er den Einzug in den Ausstich. «Nun werde ich mich etwas zurückziehen und dann mit der Vorbereitung für das nächste Jahr starten. Beim Eidgenössischen in Pratteln will ich in Höchstform antreten», blickt der 32-Jährige in die Zukunft.

Marco Heiniger musste mit der Rolle des Ersatzmannes vorliebnehmen und konnte nicht in den Wettkampf eingreifen.